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Guatemala hat sich aus der Kolonialzeit ein architektonisches, aber auch ein religiöses Vermächtnis bewahrt: Am 1. November wird anlässlich des Feiertags Allerheiligen („Día de Todos los Santos“) der Toten gedacht. Im Bezirk Sacatepéquez geschieht dies auf eine ganz besondere Art: Anstatt ihre Toten zu beweinen, lassen die Einwohner Drachen steigen, um somit eine Verbindung zu ihnen herzustellen. Die Anthropologin Anne-Sylvie Malbrancke begleitet Maria bei ihrer Vorbereitung auf das Volksfest. Maria ist Marktverkäuferin und hofft, heute ihre gesamte Ware loszuwerden, um genügend Geld für das Fest zu verdienen. Für die Guatemalteken ist Allerheiligen der wichtigste Feiertag des Jahres. Das Ritual hat seinen Ursprung in einer Vermischung von Kulturen: Es findet an einem katholischen Feiertag statt, geht aber auf den Glauben an die Macht der Drachen zurück, der schon lange vor der spanischen Kolonisierung in der Maya-Kultur präsent war. Am Folgetag geht Maria mit ihrer ganzen Familie auf den Friedhof und lässt einen Drachen steigen, um mit ihrer vor einigen Jahren verstorbenen Mutter zu kommunizieren. Mehrere Orchester sorgen in allen Ecken des Friedhofs für fröhliche Jahrmarktsstimmung. Sämtliche Grabplatten sind mit Orangenblütenblättern bedeckt, deren Duft die Toten anlocken soll. Maria, Alfredo und die übrigen Familienmitglieder versammeln sich am Grab von Marias Mutter. Wie die anderen Teilnehmer singen und tanzen sie, von ihren Toten umgeben, die symbolisch für einige Stunden auf die Erde zurückgekehrt sind. Schließlich kommt der lang erwartete Moment: Alfredo versucht, seinen Riesendrachen zum Steigen zu bringen. So will er ein letztes Mal mit der Seele seiner Großmutter in Verbindung treten, bevor sie an den Ort zurückkehrt, von dem sie gekommen ist.