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Auf Samoa wohnt Anne-Sylvie Malbrancke einem altüberlieferten Ritual bei: Die rituellen Tätowierungen Samoas haben nur wenig mit den Tattoos gemein, die sich Menschen in Europa stechen lassen. In unserem Kulturkreis sind Tätowierungen ein Zeichen für Individualität. Schmerzen werden dabei auf ein Minimum reduziert. Auf Samoa ist es genau umgekehrt: Hier ist das Tätowieren ein Ritual, das die Zugehörigkeit zu einem Clan zum Ausdruck bringen soll. Die Überwindung extremer Schmerzen ist dabei integraler Bestandteil. Stivi stammt aus Samoa und lebt in den USA. Dieses Jahr hat er sich dazu entschlossen, das mehrtägige Ritual über sich ergehen zu lassen. Seit zwei Wochen lässt er sich nun schon täglich Tinte unter die Haut stechen und ist völlig erschöpft. Doch er wird die Schmerzen weiter ertragen müssen und noch wichtiger: Er wird den anderen beweisen müssen, dass sie aushaltbar sind. Je stärker der Schmerz, desto näher kommt Stivi dem Status eines „echten“ Mannes und desto eher wird er von der Gemeinschaft als solcher anerkannt. Li’aifava, Stivis Tätowierer, genießt ein hohes Ansehen beim Clan. Sein Wissen wurde ihm mündlich übermittelt, seine Ausbildung erstreckte sich über viele Jahre. Die Technik zur Herstellung der benötigten Instrumente wie Messer und Hammer ist seit jeher die gleiche geblieben. Der Legende nach wurde die Kunst des Tätowierens den Samoanern von Gottheiten überliefert. Li’aifavas Können wird daher als heilig angesehen. Stivis Angehörige sind gekommen, um ihn zu unterstützen. Nach vier Stunden ist der junge Mann schweißgebadet und scheint den Schmerz kaum mehr ertragen zu können. Doch es steht seine eigene Ehre und die seines Clans auf dem Spiel