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Vielleicht übertreibt es die lebenslustige Lotta mit ihrer Impulsivität: Vor jedem Pfad ins Erwachsenenleben hat sie bisher einen Haken geschlagen und steht mit Mitte 20 noch immer ohne Ausbildung da. Dem bodenständigen Vater ist das ein Dorn im Auge. Sein Ultimatum, die widerspenstige Tochter künftig nicht mehr zu finanzieren, kontert Lotta mit dem üblichen Trotz und vielleicht ein bisschen vorschnell mit der Ankündigung, dann eben das Praktikum zu machen, das ihr am selben Morgen angeboten wurde: als Pflegerin im örtlichen Altersheim. Herrin über das malerisch gelegene Heim ist Pflegedienstleiterin Rosalinde, die Lotta gleich am ersten Tag mit dem Hinweis begrüßt, dass sie nur anzufangen braucht, wenn sie diesen Job auch ernst nimmt.
Ein wunder Punkt bei Lotta, die in ihrem jungen Leben schon mehr als einmal Reißaus genommen hat, wenn ihr die Lust an einer Aufgabe vergangen ist. Die Station ist bevölkert von eigenwilligen älteren Menschen, die entweder nicht einsehen wollen oder können, dass der Aufenthalt im Pflegeheim in ihrem besten Interesse liegt: Ob der an einer Schädellappenverletzung leidende Herr Kurtacker, dem in Sachen Temperament nicht einmal Lotta etwas vormachen kann, oder Herr und Frau Schlegel, die sich auch im hohen Alter noch mit derselben Leidenschaft zanken wie einst – Lotta bekommt es mit lauter ausgewachsenen Persönlichkeiten zu tun. Die an Demenz erkrankte, immer noch stolze einstige Personalchefin Frau Wissmar schließt Lotta besonders in ihr Herz, und umgekehrt. Wohl oder übel richten sich die Bewohner des Hauses Abendroth auf die letzten Dinge ein.
Nur Lotta muss sehen, dass sie ihr Leben in den Griff kriegt. Aber dann begreift sie, was im Heim die Jungen auch von den Alten lernen können. Denn gerade hier, wo das Sterben zum Alltag gehört, geht es um nichts mehr als darum, zu leben.