Für einen sicheren Internetzugang ist eine kurze Anpassung notwendig.
„Einmal Verräter immer Verräter“, sagte Reinhard Gehlen einmal über seinen Konkurrenten Otto John. Was meinte er damit? Wie kann ein Mann aus dem Widerstand gegen Hitler in der jungen Bundesrepublik noch als Verräter gelten? Die Dokumentation zur Serie „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ erzählt die wahre Geschichte von Otto John, der vom Widerstandskämpfer zum Präsidenten des Verfassungsschutzes wurde und von Reinhard Gehlen, Generalmajor der Wehrmacht, der den Auslandsnachrichtendienst "Organisation Gehlen" aufbaute. Otto John und Reinhard Gehlen – zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie stehen für die Probleme einer neuen Republik, die noch nicht abgeschlossen hat mit den Verbrechen der NS-Zeit. In einem Land zwischen Schuld, Verdrängung, Wirtschaftswunder und Ost-West-Konflikt. Otto John, der die alten Seilschaften aufdecken und bekämpfen wollte – aber mit allem scheiterte. Der Widerstandskämpfer und Nazi-Jäger: In der jungen Bundesrepublik gilt er vielen Konservativen, Militärs und Geheimdienstlern noch immer als Verräter. Seine Geschichte ist auch die seines Widersachers Reinhard Gehlen, eines berechnenden Geheimdienststrategen mit zweifelhaften Verbindungen zu früheren Nazi-Verbrechern wie Alois Brunner. In den beiden konkurrierenden Geheimdiensten prallen die Konflikte der jungen Bundesrepublik aufeinander. Otto John (1909 - 1997) ist zwischen 1950 und 1954 der erste Präsident des deutschen Inlandsgeheimdienstes Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Als Teil der Gruppe um Graf Stauffenberg flüchtete er 1944 nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler ins Ausland. Doch sein Bruder Hans, der ebenfalls der Widerstandsgruppe angehörte, wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Dieses Trauma begleitete Otto John sein ganzes Leben. Er strebte nach Verbesserung demokratischer Strukturen und widmet sich intensiv der Verfolgung untergetauchter Nationalsozialisten. Öffentlich klagte er den wachsenden Einfluss früherer Nationalsozialisten in der Bundesrepublik an. Namentlich nannte er dabei unter anderem Reinhard Gehlen. Als John im Juli 1954 in der DDR auftauchte, sorgte er für einen der größten politischen Skandale der jungen Bundesrepublik. Laut eigener Aussage vom KGB verschleppt, blieb er in Ost-Berlin und übte Kritik an Adenauers Politik. 1955 floh er in den Westen, wo er wegen Landesverrats angeklagt wurde und vier Jahre im Zuchthaus verbüßte. Bis zu seinem Tod kämpfte er vergeblich um seine Rehabilitierung. Reinhard Gehlen (1902 - 1979) leitete im Zweiten Weltkrieg die Abteilung Fremde Heere Ost (FHO) im Generalstab des Heeres. Anfang März 1945, rechtzeitig vor Kriegsende, ließ Gehlen die gesamten nachrichtendienstlichen Materialien auf Mikrofilm vervielfältigen und versteckte diese. Er wurde so zu einem wichtigen Gesprächspartner für die Alliierten. 1946 baute er seine Organisation unter Aufsicht der Amerikaner auf, die besonders interessiert waren, Informationen über die Aktivitäten der Sowjetunion zu sammeln. Doch Gehlen nutzte die Organisation auch als Auffangbecken für alte Seilschaften aus der SS, der Gestapo, der Wehrmacht – diese beschäftigte er als freie Mitarbeiter. 1956 wurde die Organisation Gehlen als Bundesnachrichtendienst in die Bundesverwaltung übernommen. Gehlen leitete den BND bis 1968, doch wurde er den Anforderungen an einen modernen Nachrichtendienst nicht gerecht.